Meister Böcker entdeckte eine alte Botschaft
Ahlen / Drensteinfurt. An wen wenden sich die Ahlener Bürgerschützen, wenn sie ein Problem mit ihrem Schellenbaum haben? An den „Gürtler“, den Rüstungsbauer oder – wie er heute heißt – den Metallbildner. So geschah es auch in diesen Tagen, denn das historische Objekt, das den festlichen Umzügen des Bataillons stets vorausgetragen wird, hat eine Frischekur nötig.
Oberleutnant Holger Steinhoff in seiner Funktion als zweiter Vorsitzender des Bürgerschützenvereins Ahlen (BSV) und Oberleutnant Josef Ostermann als Inventarienverwalter besuchten Gürtler-Meister Xaver Böcker jetzt in Drensteinfurt. Der Schellenbaum hat durch seine regelmäßige Nutzung einige Schäden davongetragen. Seit 1835 wird die repräsentative Standarte für feierliche Anlässe genutzt, war laut Chronik auch im damaligen Kriegerverein Ahlen in Benutzung. „Bei der jüngsten Reparatur des Schellenbaumes entdeckte Meister Böcker eine Botschaft aus der Vergangenheit“, verriet Josef Ostermann unserer Zeitung nach dem Werkstattbesuch. Ein Brief des damaligen ersten Vorsitzenden Theo F. Leifeld, der den Schellenbaum anlässlich des 300-jährigen Bestehens im Jahr 1988 einer Revision unterziehen ließ, hatte für die Nachwelt einen Brief im inneren des Halbmondes hinterlassen. Der Originaltext: „4730 Ahlen, den 24. Februar 1988; Westfalendamm 44; Anlässlich unseres Jubiläums – 300 Jahre Bürgerschützenfeste in Ahlen – wurde wieder einmal dieser Schellenbaum überholt. Wir haben bewusst diesen Schellenbaum nicht auf neu getrimmt, sondern seinen historischen Charakter erhalten und ihn nur in Punkten repariert und ergänzt, wo es uns notwendig erschien. Die jeweiligen Reparaturen wurden von der Firma Böcker, Drensteinfurt, ausgeführt. Wir werden diesen Schellenbaum auch auf einer Ausstellung im Heimatmuseum in der Zeit vom 15. Bis 29. Mai 1988 ausstellen und ihn selbstverständlich in unserem großen Festumzug aus Anlass des 300-Jährigen mitführen.“
Bei der Revision vor 33 Jahren wurde bereits ein Hinweis darauf gefunden, dass schon im Jahr 1863 eine Reparatur stattgefunden hat. „Das Originalschreiben dazu, das sich an identischer Stelle befunden haben muss, konnte allerdings bei unseren Unterlagen nicht mehr aufgefunden werden“, bedauert Ostermann und hofft, dass vielleicht noch irgendwo archiviert ist. Einige Anmerkungen aus dem Archiv des BSV konnte Ostermann beim Ortstermin dennoch anbringen: Die älteste Erwähnung des Schellenbaumes stammt aus dem Jahr 1836. 27 Jahre später wurde das Objekt von Hugo Schüly repariert, 1955 von der Firma Adolf Schmidtmeier in Ahlen, damals Oststraße 48, gerichtet.
Ansonsten sind die Bürgerschützen anlässlich der aktuellen Revision dankbar für weitere Zeugnisse wie Fotos und Dokumente, die den jahrzehntelangen Einsatz des Schellenbaums nachvollziehen lassen. „Zum nächsten Schützenfest, das wir hoffentlich im Jahr 2022 wieder entspannt feiern können, wird er selbstverständlich wieder vorweggetragen“, hofft Holger Steinhoff.